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Werner Agatz von Berlin nach Lippstadt und zurück

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Zeitungsartikel
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Internetseiten mit Berichten über die Agatz-Story
am 11. Juni 2015
Volksstimme.de
"Mausel" rollt durch die Republik
am 17. Juni 2015
Volksstimme.de
Werner Agatz rollt durch Genthin
am 17. Juni 2015
Der Tagesspiegel
Von Berlin nach Lippstadt - Rollstuhl-Fahrt für den guten Zweck
20. Juni 2015
BILD
Wenn mich keiner fährt, rolle ich eben zu Mama
20. Juni 2015
Video: MDR um 4
Eine starke Geschichte
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

 

Story:
Werner Agatz von Berlin nach Lippstadt und zurück (1.468 km)
Vorwort      

Unser Kunde Werner Agatz unternahm mit seinem Elektro-Mobil vom Typ Mini Crosser M2-3W-HR inklusive Anhänger eine außergewöhnliche Fahrt von Berlin Lankwitz bis ins 478 km entfernte Lippstadt, um dort seine Mutter zu besuchen. Über seine Erlebnisse auf der Reise berichteten verschiedene regionale Zeitungen als auch die Fernsehsender RBB und MDR. Bei Interesse können Sie hier seine Story nachlesen.
Ihr Mathias Conze

Story Werner Agatz
Werner Agatz:

Mit dem Rollstuhl durch Deutschland
(vom 7. Mai 2015 bis 16. Juni 2015)

Am Anfang stand nur die Idee, Mutter zu besuchen.
Aber wie?
Die Information der Deutschen Bundesbahn überforderte meinen Sinn für Logik. Was nun? Behinderten-Transport? Das geht, ist aber sehr teuer. Nach vielen schlaflosen Nächten kam der AHA-Effekt. Warum nicht mit dem Rollstuhl fahren?

Nach dieser Überlegung stellten sich mir immer mehr Fragen. Geht das überhaupt? Ist das nicht zu gefährlich? Wohin mit dem Gepäck? Wie viel Kilometer kann ich am Tag fahren?
Gott sei Dank gibt es in Berlin einen Händler, der den mit Abstand leistungsstärksten Rollstuhl vertreibt. Ich entschied mich für den Mini Crosser M2 inklusive Anhänger. Der Kauf von sehr großen Batterien beruhigte meine Reichweiten-Angst etwas. Zuerst musste ich mal herausbekommen, wie weit komme ich denn am Tag?

Na, probieren geht über studieren, also den Hänger angehangen und mit vier 6er-Trägern Mineralwasser beladen. Ich machte mich auf den Weg, zugegeben mit einem mulmigen Gefühl, von Berlin-Lankwitz nach Potsdam und zurück.
Mit einem Auge ständig auf der Ladeanzeige im Display rollte ich mit 15 km/h dahin.
Die Steigung der Radfahrtunnel in Wannsee meisterte der Mini Crosser ohne Mühe, auch die langgezogene Steigung auf der Königsallee machte ihm nichts aus.
Langsam kriegte ich richtig Spaß in die Backen!

‘Wie weit traue ich mich denn?‘ dachte ich, ‘Wann muss ich wenden um sicher das Zuhause zu errei-chen?‘ – der Hersteller nennt die Zahl: 80 Kilometer.
Aber doch nicht mit Hänger, der mit 40 kg beladen ist und auch nicht mit meiner elefantösen Figur! Oder was? Nun, ich entscheide mich für 25 km als Drehpunkt, fuhr zurück und stellte fest, dass sich die Ladeanzeige nicht bewegt hat. Knapp 4 Stunden war ich jetzt unterwegs und drehte in Lankwitz noch ein paar Runden bis die Ladeanzeige sich bewegte. 64 km – das gibt’s doch gar nicht!  Klasse, dachte ich, das ist doch schon eine Größe mit der sich was anfangen lässt. Recht zufrieden mit dem Ergebnis machte ich mich an die Planung der nicht so ganz gewöhnlichen Reise.

Ich googelte mir einen Tennisarm, immerhin musste es ja immer ein behindertengerechtes Zimmer sein. Nach ein paar Tagen hatte ich schon 12 Hotels gebucht. Das war nur die Hinreise. Es ging den ersten Tag nach Potsdam, dann nach Brandenburg a.d. Havel, weiter auf der Bundesstraße 1. Die dritte Nacht dann in Burg bei Magdeburg. Bei dieser Fahrt wurden Mensch und Maschine an ihre Grenzen geführt, denn das waren von Hotelzimmer bis Hotelzimmer 66,8 km. Aber es ist noch mal gut gegangen. Die Batterieanzeige hatte mir Angst gemacht, so dass ich die Geschwindigkeit drosselte um die Reichweite zu verlängern.

Am nächsten Morgen waren die Batterien noch nicht vollständig aufgeladen. Deshalb ließ ich mir das Früh-stück aufs Zimmer bringen um den Ladevorgang nicht zu unterbrechen. Am Mittag ging es dann weiter nach Magdeburg. Die fünfte Nacht verbrachte ich dann in Helmstedt. Hier wurde ich mit einer Hotelzimmertür konfrontiert, die mit einem Druckarm ausgestattet war, so dass man mindestens vier Hände brauchte um ins Zimmer zu gelangen. Nach mehrmaligen Versuchen, die Zimmerkarte, die Türklinke und die Tür gleichzeitig zu bedienen (was ja noch ging), und bevor ich meine rechte Hand wieder am Lenker hatte um vorzufahren, war die Tür wieder zugefallen. Es kam dann ein weiterer Hotelgast, der mir ins Zimmer half. Nochmals vielen Dank an den netten Herrn.

Ja , liebe Hotelplaner, nicht nur "Denken" sondern auch mal "Nachdenken"! Oder mal einen Behinderten zu Rate ziehen – stelle mich gerne zur Verfügung.
Meine sechste Nacht verbrachte ich in Braunschweig, die siebente Nacht in Peine und die achte Nacht in Hildesheim.  Es folgte Hameln als neunte Nacht und Nacht zehn in Horn-Bad Meinberg. In Paderborn angekommen, wo ich die 11. Nacht verbringen wollte, erfuhr ich an der Rezeption, dass sie auf meinen Namen keine Buchung vorliegen haben. Aber für morgen. Wie bitte? Hatte ich mich bei der Buchung im Datum geirrt? Ja hatte ich wohl. Ich hatte mehr Glück als Verstand, denn das Zimmer war auch heute nicht belegt. Also blieb ich zwei Nächte in Paderborn.

Jetzt geht es auf die Zielgerade nach Rixbeck bei Lippstadt.

Die Fahrt dorthin verlief ohne unangenehme Zwischenfälle.
Von dem Hotel „Rixbecker Alpen“ war ich sehr angenehm überrascht. Großes Zimmer im Erdge-schoß, bequemes Bett, gutes Essen, preiswert. Endlich mal ein längerer Aufenthalt. Am nächsten Morgen, nach einem reichhaltigen Frühstück, machte ich mich auf den Weg nach Bad Waldliesborn, was von den Lippstädtern liebevoll „Wallibo“ genannt wird.
Das Widersehen war eine riesen Freude.
Eine Woche verbrachten wir zusammen bevor die Planung der Rückreise begann.

Bei der Planung dachte ich, dass der Rückweg über den Harz doch auch sehr reizvoll wäre. Gesagt, getan!
Also ging es am 28.05.2015 los nach Bad Lippspringe. Dann nach Bad Pyrmont, weiter nach Stadt Oldendorf, nächster Stop Bad Gandersheim, dann Goslar und von dort nach Wernigerode. Hier fühlte ich mich so wohl, dass ich vom 03.06. bis 07.06. blieb.  An einem dieser Tage wollte ich mir das Schloss anschauen und machte mich auf den Weg, aber wohl nicht auf den richtigen. Denn dieser Weg wurde immer steiler und steiler, so dass mein Fahrzeug sich plötzlich abschaltete und begann sich rückwärts zu bewegen.

Immer schneller werdend schoss ich den Berg hinunter, mein Herz war in die Gesäßnähe gewandert. Zum Glück sah ich im Rückspiegel eine kleine Ebene die sich am Wegesrand befand und mit Kies gefüllt war. Sofort steuerte ich darauf zu. Rein in den Kies. Handbremse gezogen und beten hat geholfen das Fahrzeug zum Stehen zu bringen. Jetzt konnte ich in Ruhe drauflos zittern und durchatmen. Ich war fix und fertig und mein Fahrzeug wohl auch, denn als ich nach geraumer Zeit weiter wollte tat sich garnichts. Kein Strom??? Ich schrie laut nach dem chinesischen Verkehrsminister „WATT NUN“.
Ein paar Passanten beruhigten mich. Nach einigen Telefonaten mit dem Berliner Händler meines Ver-trauens und dem ADAC, der dann auch kam, war das Problem in kurzer Zeit behoben.

Weiter ging die Fahrt nach Halberstadt, dann nach Oschersleben, gefolgt von Magdeburg. Dann ging es wieder nach Burg bei Magdeburg. Hier fiel mir auf, dass der Hänger eierte, und wieder eierte, von Radlagern keine Spur mehr. Also Fahrradladen suchen! Die nächste Etappe nach Genthin fuhr ich nur mit halber Geschwindigkeit, so dass der Hänger noch in einem Stück zur Reparatur gebracht werden konnte. Während der Suche nach etwas Essbarem rief mich der MDR an und drehte dann am darauf-folgenden Tag eine kleine Reportage über meine Unternehmungen. Nach Abholung des Hängers ging es dann nach Schopsdorf wobei mich der MDR begleitete. Die sechs Stunden Drehzeit haben richtig Spaß gemacht.

In Schopsdorf blieb ich zwei Tage.
Danach ging es nach Lehnin. Hier kam am nächsten Morgen der rbb Potsdam und wir drehten den ganzen Vormittag, u.a. auch im Klostergelände.
Nachmittags fuhr ich weiter nach Potsdam und am nächsten Tag, den 16.06.2015, bin ich dann wohlbehalten in Berlin angekommen – nach insgesamt 1.468 km Wegstrecke.

Mfg
Werner Agatz

Nachwort:    

Wir bedanken uns recht herzlich bei Herrn Agatz für die zur Verfügung gestellten Texte, Zeitungsausschnitte und Bilder.
Die Fotos wurden nach seiner Rückkehr im September 2015 nachgestellt. Verlinkungen zu PDF-Files, Zeitungsartikel oder Webseiten stehen im linken Bereich dieser Webseite zur Verfügung. Für Fragen und Anregungen stehen wir gerne zur Verfügung.

Ihr Mathias Conze

Informationen zum Elektro-Mobil von Herrn Agatz:  

Die Elektro-Mobile vom Hersteller Mini Crosser aus Dänemark zählen zu den leistungsstärksten Elektro-Mobilen welche für Menschen mit Geheinschränkungen verfügbar sind.
Die Elektro-Mobile sind als 4-Rad (M1-4W) oder als 3-Rad (M1-3W) Modelle verfügbar. Herr Agatz benutzt das Modell Mini Crosser M2-3W-HR mit 15 km/h. Wobei die Version M2 das moderne Bedienkonzept mit farbigem LCD-Display, einen Neigungssensor, eine Alarmanlage und zwei verschiedene Hupen beinhaltet. Jeder Nutzer kann Funktionen und Ausstattung der Version M2 individuell anpassen, wie zum Beispiel die Empfindlichkeit des automatischen Lichtsensors. Die Abkürzung HR steht für hohe Reichweite und beinhaltet eine besonders leistungsfähige Energieversorgung mit zwei 12V Batterien mit je 120Ah.